1. Etappe

1. Etappe St. Anton - Ischgl

Nach ca. 1200 Kilometern und 12000 hm Training für mich und einer gemeinsamen Tagestour in den Tegernseer Bergen geht es am 24.8. endlich los. Für mich war es die zweite Transalp, für Uwe die erste. Bisher war er eher einer aus der schmalbereiften 28 Zoll Fraktion.

Ein paar Wochen zuvor hatten wir Uwe noch beim Radl Bock in Grünwald ein Mid-Range Hardtail von Staiger gekauft. Für die erste Tour musste es ja nicht gleich ein Fully sein...

Um 7:41 geht der Zug (mit den DB typischen 10 Minuten Verspätung) ab München mit Umsteigen in Rosenheim und Kufstein nach St. Anton. Wir unterhalten uns angeregt und verpennen beihnahe, in Rosenheim umzusteigen. In aller Eile werden die Räder aus dem Radlabteil geholt (hoffnungslos verkeilt zwischen anderen Rädern), schnell auf Gleis 7, wo wir dann gerade noch die Rücklichter des ausfahrenden Zugs nach Kufstein sehen.
Am Bahnhofsvorplatz ist ein  Taxifahrer bereit, uns und unsere Räder gegen fürstliche 100 Mark nach Kufstein zu karren. Dort angelangt, hat Uwe auf den 50 Metern zum Bahnsteig noch einen Chainsuck. Toll, wenn sich die Pannen auf den ersten Metern  konzentrieren! Tatsächlich waren das aber die einzigen Probleme die wir während der ganzen Tour hatten.

Im Zug lauscht Uwe den Erzählungen österreichischer Wanderer und versteht nur Bahnhof

Im Zug wird erst mal im Speisewagen gefrühstückt. Uns fällt eine fidele Gruppe von Niederösterreichern auf, die ein Bier nach dem anderen picheln. Später im Abteil sitzen sie neben uns und besprechen ihre  bevorstehenden Wandertouren. Uwe versteht fast nichts, ein Nordlicht eben...

Jetzt gehts los!

Vom Bahnhofsvorplatz gehts erst mal die Arlbergstraße hoch bis zum Einstieg ins Verwalltal beim Hotel Mooser Kreuz. Wir fahren nach dem Roadbook, das ich mit Hilfe einer CD aus dem Buch "Traumtouren Transalp” von Ulrich Stanciu zusammengestellt habe..

Sensationell: Das Roadbook. 255 Wegepunkte bis Riva.

Während der ganzen Tour hat es uns nicht ein einziges Mal den falschen Weg gewiesen. Vorausgesetzt man gleicht den Tacho alle 10 bis 20 km mit den Angaben im Roadbook ab.

bei der Konstanzer Hütte

Die ersten 16 km sind recht entspannt, erst auf Asphalt, später auf Schotter, immer begleitet von der Rosanna, einem Bach mit klarem Gebirgswasser, das auch uns passionierten Wein und Weißbiertrinkern hervorragend schmeckt.

Natürlich merke ich meine überflüssigen Pfunde, Uwe ist ca. 30 kg leichter und kommt deshalb auch wesentlich schneller den Berg hoch. Netterweise wartet er immer wieder auf mich, es bleibt ihm allerdings auch gar  nichts anderes übrig, schließlich habe ich das Roadbook. Es sieht mich als seinen persönlichen Tourguide und lässt sich willig von mir den Weg zeigen. Fein, das spart Streit und Nerven!

Die ersten Anstiege... Chris fährt langsam aber konstant
Die Brücke vor dem brutalen Tragestück

Schließlich wird der Weg zum Pfad, und immer schlechter fahrbar. Bei der vielen Bikern sicher wohlbekannten Brücke ist dann endgültig Schluss mit lustig und es geht ca. 200 hm Tragestrecke ziemlich brutal bergan.  Weiter oben gehts dann wieder. Beim Durchfahren einer Pfütze komme ich irgendwie ins Rutschen und rette mich gerade noch auf trockenen Boden. Uwe ist dicht hinter mir und muss nun notgedrungen anhalten... Er stellt seinen Fuß genau in ein 30 cm tiefes Loch, gefüllt mit Schlamm und Kuhscheiße.

Uwe, Schlamm und Kuhscheiße aus dem Schuh waschend
Blick zurück von der Hochebene bei der neuen Heilbronner Hütte

Die neue Heilbronner Hütte sieht nicht besonders einladend aus, weshalb wir uns die paar Meter schenken und auf der anderen Seite ins Tal abfahren. Das Roadbook empfiehlt, kurz nach der Alpe Verbella links auf einen Wanderweg  abzubiegen. Nicht so toll, weil mit grobem Schotter übersäht, aber wir sparen uns den Anstieg nach dem Kops Stausee. Zu allem Überfluss steigt Uwe über das Vorderrad ab und schrammt sich das Knie blutig.So what! weiter gehts. In unmittelbarer Nähe der europäischen Wasserscheide bin ich dran: Wir fahren nebeneinander, kommen über eine Brücke, nur ist die auf meiner Seite schon weggefault. Vor Schreck verbremse ich mich und steige ebenfalls über das  Vorderrad ab. Glücklicherweise bleibt das mein einziger Sturz während der ganzen 5 Tage.

Von Galtür - von dem schrecklichen Lawinenunglück vor eineinhalb Jahren ist nichts mehr zu sehen - fahren wir auf der Asphaltstraße nach Ischgl. Das Hotel Germania erwartet uns mit Sauna und Dusche. Das Abendessen in einer Art Bistro ist eher nichts. Um 21:30 gehts in die Falle.